Mit der Neuinterpretation von Edgar Allan Poes Das verräterische Herz möchte ich die Brücke schlagen zwischen klassischem Gothic-Horror und einer verdrängten europäischen Vergangenheit. Der Kurzfilm spielt im Deutschen Reich des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der die Revolutionäre nach Freiheit und Gleichheit strebten, während die Fürsten den Status Quo bewahren wollten.
Der Hauptcharakter in unserer Geschichte, der Sohn des Fürsten, glaubt, die Vergangenheit auslöschen zu können, indem er den Leibeigenen seines Vaters tötet, doch ausgerechnet durch diese Tat, wird der Leibeigene zum letzten Zeugen seines eigenen Vergehens, dem Drang die Erinnerung auszulöschen.
Was als intimes Kammerspiel beginnt, wird zu einem Akt der Gewalt im Namen von Macht, Machterhalt und Ausbeutung. Das Opfer, das aus dem Grab zurückkehrt, ist in dieser Geschichte keine Figur des Schreckens, sondern eine Figur des Besinnens. Es verkörpert, was wir nicht vergessen dürfen: der Wohlstand, den wir heute genießen, entspringt damals wie heute einer gemeinsamen Wurzel aus Raub, und Unterdrückung.
Das verräterische Herz soll so zu einem Weckruf werden – ein Film, der das Publikum nicht nur in Angst, sondern auch zurück in die damalige Zeit versetzen soll. Denn aufmerksam zu beobachten bedeutet: sich zu erinnern.